Erneuter Ausstand bei Danone: Am heutigen Donnerstag [3. September] setzen die Beschäftigten am Rosenheimer Standort des französischen Lebensmittelkonzerns ihren Streik fort. Damit soll der Druck auf die Geschäftsleitung erhöht werden, Gespräche über einen Sozialtarifvertrag des von der Schließung betroffenen Werks aufzunehmen. Das teilt die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) mit. „Sollte Danone sich weiterhin weigern, höhere Abfindungen und Weiterbildungsmöglichkeiten für die 160 Beschäftigten zu vereinbaren, könnte sich der Arbeitskampf in den nächsten Wochen noch ausweiten“, sagt Georg Schneider, Geschäftsführer der NGG-Region Rosenheim-Oberbayern. Auf einer Streik-Kundgebung am Freitag werden unter anderem auch der DGB-Vorsitzende Reiner Hoffmann und der Landeschef der NGG Bayern, Mustafa Öz, per Video zugeschaltet.
Bereits Anfang der Woche hatte die Belegschaft mit einem Streik das Werk weitgehend lahmgelegt. „Die Produktion konnte bislang kaum wieder hochgefahren werden, weil die Zufuhr von Frischmilch gestoppt war“, so Schneider. Mit dem bis zum Freitagabend geplanten abermaligen Ausstand dürfte es erneut zu erheblichen Ausfällen kommen.
Kernpunkt des Streits ist die Abfederung sozialer Härten im Zusammenhang mit der Werksschließung im Sommer kommenden Jahres. „Die Rosenheimer Geschäftsführung argumentiert, ein Sozialplan reiche aus, weil er für den ganzen Betrieb und nicht nur für Gewerkschaftsmitglieder gelte. Das ändert aber nichts daran, dass die Vorschläge völlig unzureichend sind. Die Belegschaft, die übrigens zur Gewerkschaft steht, erwartet einen umfassenden Sozialtarifvertrag“, erklärt Schneider. Zudem hätten die Arbeitnehmervertreter den Eindruck, dass die Arbeitgeberseite kein volles Mandat für die geforderten Verhandlungen habe.
93 der insgesamt 160 Beschäftigten im Werk seien älter als 50 Jahre. Sie hätten auf dem Rosenheimer Arbeitsmarkt angesichts der Corona-Krise aktuell kaum Chancen auf eine neue Stelle. „Hinzu kommt, dass lokale Arbeitgeber wie Karstadt Sport und der Metallbetrieb Ericsson ebenfalls den Abbau Hunderter Stellen angekündigt haben.“ Die Gewerkschaft NGG fordert Danone auf, Verhandlungen über einen Sozialtarifvertrag zu beginnen, um weitere Produktionsausfälle zu vermeiden.
Hintergrund: Der französische Lebensmittelkonzern hatte zu Jahresbeginn angekündigt, den Standort Rosenheim bis Juli 2021 zu schließen. Dort laufen überwiegend Hüttenkäse und Quark-Joghurt-Produkte vom Band. Seither streiten Gewerkschaft und Geschäftsleitung über die Folgen für die 160 Mitarbeiter. Nach Informationen der NGG steht das Werk trotz Corona wirtschaftlich gut da. Die Ernährungsbranche gilt seit Beginn der Pandemie als systemrelevant.