Was sind den Arbeitgebern im Gastgewerbe die Beschäftigten tatsächlich wert?
München | Viele Beschäftigte haben im vergangenen Jahr die Branche verlassen. Die Entwicklung, die bereits vor Corona eingesetzt hat, wurde durch die Pandemie noch einmal verschärft. Selbst der DEHOGA Bayern gesteht mittlerweile ein, dass dem Gastgewerbe 50.000 Stellen in Bayern fehlen. Personalmangel führt bereits jetzt zu eingeschränktem Service oder auch zur Ausweitung von Ruhetagen.
Die NGG Tarifkommission hat den Arbeitgebern heute konkrete Vorschläge gemacht um die Attraktivität der Branche zu verbessern und somit dem Fachkräfteschwund im Gastgewerbe Einhalt zu gebieten. Mittelfristig sollen die Löhne für Facharbeiter*innen auf € 3.000 brutto im Monat angehoben werden. Um auch die Ausbildung nach vorne zu bringen sollen die Ausbildungsvergütungen im ersten Ausbildungsjahr auf € 1.000, im Zweiten auf € 1.100 und im Dritten auf € 1.200 steigen. Außerdem muss der Stundenlohn in der untersten Tarifgruppe bei mindesten € 13 liegen. Trotz DEHOGA-Aufkleber an der Türe, werden in den meisten Gaststätten und Hotels die Tarifverträge nicht angewandt, damit muss Schluss sein! Deshalb fordern wir die Allgemeinverbindlichkeit der Tarifverträge.
Die Forderungen sind absolut berechtigt, denn aktuell kommen Beschäftigte aus dem bayerischen Gastgewerbe, die eine Vollzeitstelle haben, auf ein mittleres Monatseinkommen von aktuell nur 2.026 Euro brutto. Zum Vergleich: Branchenübergreifend liegt der Median bei Vollzeit im Freistaat bei 3.572 Euro. Das ergibt eine unglaubliche Lohn-Kluft von 43 Prozent.
Der DEHOGA Bayern hat schnell klar gemacht, dass er sich diesen mittelfristigen Fahrplan nicht vorstellen kann. Er selbst hat jedoch keinerlei Vorschläge unterbreitet. Mit dieser Haltung wird es schwer dem Fachkräftemangel mittel- und langfristig Einhalt zu gebieten. „Es ist besorgniserregend mit welcher Ideenlosigkeit und Ignoranz der DEHOGA Bayern dem Fachkräftemangel entgegentreten möchte. Anstatt zielgerichtet mit uns zu verhandeln, bricht der DEHOGA Bayern die Verhandlungen faktisch ab und vertagt terminlos. Mit dieser Einstellung verspielen die Arbeitgeber die Zukunft der Branche.“, so Mustafa Öz, Verhandlungsführer und Landesbezirksvorsitzender der NGG Bayern.